So, hier berichte ich euch nun von meinem ersten Arbeitstag, der am 16. war...
leset und genießet ;-)
Der erste Arbeitstag ist geschafft :)
Heute Morgen, Clara und ich wollten grad das Frühstück vorbereiten, klingelte es am Tor und Vânia, die Mitarbeiterin, die uns mit zur Creche (dem Kindergarten) nehmen sollte, stand vor der Tür – es war 7:15 Uhr, uns wurde gesagt, dass sie um 8 kommen würde. Sie meinte, dass sie normalerweise um 7:30 Uhr fährt, also hatten wir noch Zeit, ein Toastbrot runter zu schlingen und uns die Zähne zu putzen. Mal wieder diese Verlässlichkeit im Bezug auf die Zeit ;-)
Am Montag und Dienstag werden Clara und ich nur in der Creche sein, weil Adriane, die Chefin von SERPAF, nicht da ist, am Mittwoch kommt sie allerdings wieder und wird uns auch noch die anderen Projekte zeigen. Wir haben schon eine lange Liste, was wir sie fragen müssen, fängt mit Internet an, geht über Supermarkt und endet bei Gas für den Herd (das ist anscheinend leer).
Der Tag in der Creche war schön, nicht so anstrengend wie erwartet, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, 1 Jahr lang 8 Stunden da zu arbeiten, deswegen hoffe ich, dass die anderen Projekte mich auch ansprechen werden.
Von Anfang an kamen die Kinder auf uns zu und hatten keinerlei Berührungsängste.
Was ein bisschen kompliziert ist, ist den Leuten hier meinen Namen beizubringen. Hier wird das „d“ vor einem „e“ und „i“ wie „dsch“ ausgesprochen, weswegen ich mich gegen Ende einfachheitshalber als „Madschita“ vorgestellt habe ;-)
Am Anfang lachten die Kinder noch über diesen merkwürdigen Namen, doch ihre Namen waren für mich teilweise genauso unverständlich. Ein Junge stellte sich mir als Hobson vor…in der Klasse merkte ich, dass er Robson heißt, hier das R aber wir ein H ausgesprochen wird.
Nach dem gemeinsamen Frühstück gingen die Kinder in ihre „Klassen“; die Kinder in meiner Klasse sind zwischen 4 und 5 Jahre alt.
Der „Klassenraum“ besteht aus ein paar Tischen, Stühlen, 2 Schränken, einem Tisch mit Matratzen drauf und einer Tafel; das wars, kein Platz zum Spielen oder rumlaufen. Den größten Teil des Tages sitzen die Kinder an diesen Tischen und kriegen vorgeschrieben, was sie machen.
Nachdem sie ein Bild ausgemalt hatten, wurde den meisten Kindern ein haselnussgroßes Stück Knete ausgeteilt, mit dem sie am Tisch spielen konnten. Da aber nicht alle Kinder gleichzeitig mit dem Ausmalen fertig waren, saßen die Kinder, die schon fertig waren, eine Zeit einfach nur rum, bevor die Knete ausgeteilt wurde, andere waren so spät fertig, dass sie gar keine Knete bekamen und den anderen nur zuschauen konnten.
Vor dem Mittagsessen durfte „meine“ Klasse raus zum Spielen, eine der wenigen Möglichkeiten, selber zu bestimmen was sie machen. Trotzdem ist das ein ganz anderes Bild als in Deutschland, denn sie spielen auf einem Asphaltplatz, es gibt eine Kiste mit ein paar Spielsachen und ein paar „Klettergerüste“.
Nach dem Mittagessen wurden die Matratzen ausgelegt und die Kinder wurden schlafen gelegt. Allerdings wird den Kindern vorgeschrieben, wie sie sich hinzulegen haben – leg dich auf die Seite – mach die Augen zu – nein, leg den Kopf in die andere Richtung usw. Sogar Kinder, die schon schliefen, wurden angesprochen, dass sie sich anders hinlegen sollen…
Nachmittags kamen andere Betreuerinnen, es wurde gesungen, eine CD angehört (Cinderella), Bücher ausgeteilt (allerdings wird nichts vorgelesen, die Kinder blättern einfach nur darin rum), die Zahlen geübt…
Insgesamt haben die Kinder kaum Möglichkeiten, selber etwas auszuprobieren, ihre Energie rauszulassen und rumzulaufen, sondern sitzen viel am Tisch und sollen leise sein (was den meisten Kindern hier sehr schwer fällt). Die Professora gibt vor, was gemacht wird, hier ist nix mit „ich hab jetzt Lust auf Malen“; es hat alles eher einen schulischen Charakter.
Die Kinder sind aber alle ganz süß! Wenn sie etwas sagen, verstehe ich kein Wort, sondern lächle immer nur dumm…trotzdem kommen sie immer wieder, schmiegen sich an mich, spielen mit meinen Haaren (irgendwann musste ich sie zu einem Zopf binden, von allen Seiten wurden sie gestreichelt, geflochten oder daran gezogen)…
Nach jeder Mahlzeit stand meine ganze Klasse um meine Beine herum und umarmte mich. Das Bedürfnis nach Liebe kann ich verstehe, da in den Familien vermutlich andere Verhältnisse bzw. ein anderes Verhalten herrscht, als bei uns.
Nach der Arbeit sah ich zu Beispiel, wie das letzte Kind abgeholt wurde und das war ein ganz anderes Bild als in Deutschland. In dem Kindergarten in Deutschland, in dem ich meine Hospitation gemacht habe, sind die Kinder auf ihre Eltern zugelaufen und wurden in die Arme genommen.
Hier ging das Kind aus dem Kindergarten, zu seiner Mutter – keine Umarmung, kein Kuss. Sie gingen einfach los ohne eine besondere Begrüßung.
Heute Abend gabs Toastbrot mit Schokostreuseln. Ja, das klingt echt verlockend, oder? ;-)
Clara und ich sind nach der Arbeit ein bisschen durch die Straßen gelaufen auf der Suche nach einem Geschäft. In der Nachbarschaft gab’s einen kleinen Laden…allerdings gabs da keinen Aufschnitt oder Marmelade, deswegen beschlossen wir, Schokostreusel als Brotbelag zu kaufen, in Ermanglung von Alternativen. Hoffentlich kann Adriane mit uns am Mittwoch zu einem größeren Supermarkt fahren…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen