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Samstag, 21. August 2010

Desculpe!

Ich habe heute erst Internet bekommen, deswegen habe ich mich so lange bei niemandem gemeldet.
Da ich aber abends immer fleißig aufgeschrieben habe, was so passiert ist, kommt nun mein Bericht über die Anreise und meine neue Wohnung:
Anreise … oder auch nichts tun ist anstrengender als arbeiten
Am Freitagabend fuhren Clara und ich nach Porto Alegre, wo unser Reisebus nach Sao Paulo abfuhr. Dieser bat unerwartet viel Beinfreiheit, was bei der 17 Stunden Fahrt auch gut war. Zum Glück habe ich den größten Teil der Fahrt verschlafen, aber als ich die letzten Stunden der Fahrt wach war, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Landschaft war einfach unbeschreiblich schön, die Vegetation abwechslungsreich, immer wieder standen vereinzelte kleine Häuschen in der Gegend rum… Leider konnte ich nur ein paar schlechte Fotos aus dem Bus schießen, diesen Anblick hätte ich gerne mit euch geteilt.
In Sao Paulo angekommen hatten wir auch nur 7 Stunden Wartezeit, ich sag euch, die sind vergangen wie im Flug….nicht! Das Schlimme ist, dass das blöd-in-der-Gegend-rumstehen und später auch mal
-sitzen einen echt fertig macht.
Der 2. Reisebus, der uns von Sao Paulo nach Sete Lagoas gebracht hat, war leider nicht mehr ganz so groß wie der erste und es gab auch keine Decken, weswegen ich jetzt hier mit nem Schnupfen sitze…
In Sete Lagoas angekommen, war niemand da, der uns abholte. Nach 2 Stunden Warten waren wir kurz davor, jemanden anzurufen, haben wir die ersten 2 Stunden Wartezeit doch auf das brasilianische Zeitgefühl zurückgeführt. Schon wieder nichts zu tun, kurz vorm Einschlafen oder zumindest vor einem Nervenzusammenbruch… Dann kamen Adriane und Val, zwei Mitarbeiterinnen von Serpaf, jedoch doch noch; anscheinend wurde ihnen gesagt, dass wir erst um 8 Uhr ankommen, also nehm ich das Vorurteil doch glatt zurück ;-)
Sie brachten uns zu unserer Wohnung, die wir ganz für uns allein haben. Wir haben echt viel Platz, eine große Küche sogar mit Tiefkühler und Mikrowelle. Nur das Bad lässt zu wünschen übrig. Es ist einfach zu klein, es gibt keine Möglichkeit, irgendwo etwas abzustellen und wenn man den Duschhahn aufdreht, kriegt man immer einen kleinen Stromschlag (und das Wasser ist eisekalt)…Außerdem haben wir in unseren Zimmern kein Licht, was grad im Winter, wo es schon ab 6 Uhr dunkel wird, blöd ist.
Trotzdem fühl ich mich hier wirklich wohl!
Um 12 Uhr holte Vao uns wieder ab und wir sind zusammen mit ihrer Tochter und Adrianes Familie Essen gegangen – mal wieder all you can eat mit Massen an Fleisch und ekelig süßem Nachtisch im Angebot.
Auf der Fahrt hab ich schon ein bisschen von Sete Lagoas gesehen und mir gefällt, was ich gesehen hab. Hier stehen überall Palmen rum, die Seen sind auch echt schön und die Häuser sind nicht ganz so heruntergekommen, wie in Sao Leopoldo.
Was hier sehr abenteuerlich ist, ist der Straßenverkehr. Unser Fahrer schaute den größten Teil der Fahrt entweder nach hinten, zur Beifahrerin oder nach rechts und links aus den Fenstern aber nicht aus der Frontscheibe auf den Straßenverkehr. Stoppschilder wurden eher als Vorschlag wahrgenommen und den Blinker müsste man bei ihm eigentlich auch nicht ins Auto einbauen. Die Hupe wurde von ihm nicht wie in Deutschland als Warnsignal benutzt, sondern als Begrüßung. Alle 800m wurde der Fahrer langsamer, weil er beim aus dem Fenster schauen einen Bekannten gesehen hatte, der mit Hilfe der Hupe begrüßt wurde.
Am Nachmittag haben Clara und ich dann mal die Küche ausgeräumt und alles gespült. Einen Teil der „Tupperdosen“ haben wir gleich nach ganz hinten in den Schrank gestellt, weil wir sie sowieso nie benutzen werden, so verdreckt wie die sind. Das Spülen und Ausräumen hat so lang gedauert, das wir danach direkt Abendessen machen wollten. Da wir Mittags nicht so viel gegessen hatten und wir beide Lust mal auf was „normales“ hatten, beschlossen wir, Nudeln mit Tomatensoße zu machen…das scheiterte leider daran, dass wir den Gasherd nicht zum Laufen bringen konnte…
Als Entschädigung planten wir einen Möhren-Tomatensaft im Shaker zu machen…nachdem die ersten Zutaten ihre Runden darin drehten, fing der aber an zu qualmen und stinken, weswegen auch dieser Plan zunichte gemacht wurde. Das hat uns so entmutigt, dass wir nicht mehr die Lust hatten, den Sandwichtoaster zu testen (der sowieso ein bisschen verranzt ist). Also gab es ungetoastetes Weißbrot mit Tomatenscheiben drauf und dazu Rohkostmöhren…mehr gab der Kühlschrank nicht her, so ganz ohne Herd und Backofen. Sowieso ist es sehr lustig, dass wir einen 5kg Sack Zucker im Vorratsschrank hatten, aber nur einen kleinen Rest Salz und kein bisschen Mehl. In Brasilien ist Zucker einfach das Wichtigste.
Jetzt sitz ich hier und schreib diesen Blogeintrag vor, weil ich kein Internet habe :(
Da merkt man mal, wie abhängig man davon ist…Und damit verabschiede ich mich für heute und leg mich gleich schon mal ins Bett; der morgige Tag wird sicherlich sehr anstrengend.

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